Über das Projekt:
Wind-Tuning-System nach dem bionischen Prinzip der Rückströmklappe
Auf der Oberseite von Vogelflügeln befinden sich oft Deckfedern. Bei der Landung, wenn der Vogel langsam fliegt und der Flügel relativ steil angestellt ist, zieht der Unterdruck an der Flügeloberseite diese Federn nach oben und sie stellen sich auf. Die hinter dem Flügel entstehenden Wirbel werden so verkleinert und der Auftrieb des Flügels erhöht sich.
Dieses bionische Prinzip kann bei Tragflächen durch eine sogenannte Rückströmklappe an der Hinterkante genutzt werden, die sich bei steilen Anstellwinkeln genau wie zu den Deckfedern bei Vögeln aufstellt. Dieses einfache Prinzip wurde von der Deutschen Luft- und Raumfahrtgesellschaft bereits in den neunziger Jahren erfolgreich an einem Motorsegler erprobt. Durch Klappen erhöhte sich nicht nur der Auftrieb der Tragflächen, sondern auch das Flugverhalten des Motorseglers wurde verbessert.
WTS wird diese Technik als Wind-Tuning-System auf die Rotoren von Windenergieanlangen übertragen. Simulationen zeigen, dass solche Rückströmklappen eine Ertragssteigerung von zwei bis zu zehn Prozent bei Windgeschwindigkeiten bis zur Nenn-Windgeschwindigkeit der Windenergieanlage ermöglichen.
Verschollene Rückströmklappen-Technologie
Bereits 2002 erzählte ein Freund aus Segelfliegerkreisen Klaus Röhm von der Idee der Rückstromklappe. Klaus Röhm war bereits in seiner Jungend begeisterter Modell- und später Segelflieger und beiden Passionen blieb er auch später treu. Eigentlich wollte er die Rückströmklappe schon damals an seinem eigenen Segelflugzeug testen, fand aber wegen beruflicher Verpflichtungen nicht die nötige Zeit. Der gelernte Werkzeugmacher und studierte Maschinenbauer war als Umweltschutzsachverständiger, Patentingenieur und Innovationsberater viel beschäftigt.
Als er sich dann 2014 mit Technologie-Scouting zur Windenergie beschäftigte und das Trend-Thema Wind-Tuning entdeckte, fiel ihm sofort die Rückströmklappentechnologie wieder ein. Im Luftfahrtbereich hatte sie sich noch nicht durchgesetzt. Röhm jedoch montierte kurzerhand solche Klappen auf einem seiner Modellflugzeuge und überzeugte sich selbst vom verbesserten Flugverhalten, das sie induzieren.
Gemeinsam mit einem Industriepartner testete Klaus Röhm in Simulationsrechnungen, wie Rückströmklappen bei Windenergieanlagen die Erträge steigern können. Als Patentingenieur sicherte er sich außerdem die Schutzrechte für die Ausführung von Rückstromklappen an Windenergieanlagen und entwickelte auch ihre Anwendung weiter. So kann zum Beispiel mit Rückströmklappen, die mit Hilfe einer Mechanik aktiv aufgestellt werden, die mechanische Belastung reduziert werden, wenn eine Anlage bei hohen Windgeschwindigkeiten abgeschaltet werden muss.
Zurzeit arbeitet Klaus Röhm daran, die simulierte Ertragssteigerung im Rahmen eines Forschungsprojektes auch praktisch nachzuweisen, um dann mit der Kommerzialisierung der Technologie beginnen zu können.
Auf dem Weg zum Stand der Technik
Ziel vom Klaus Röhm ist es, das WTS bis zum Jahr 2020 zu einer Stand-der-Technik-Technologie im Bereich im Wind-Tuning zu machen. Der Markt ist groß: Allein in Deutschland gibt es 28.000 Windenergieanlagen – weltweit sogar das Zehnfache. Viele davon könnten potenziell mit dem WTS nachgerüstet werden und so helfen, Windenergie noch erfolgreicher zu machen.