Über das Projekt:
Überschussgase stofflich nutzen
INERATEC plant, produziert und vertreibt kompakte chemische Anlagen, die mit Hilfe chemischer Reaktortechnologie bisher ungenutzte Gase stofflich in hochwertige und speicherbare synthetische Kohlenwasserstoffe, wie Benzin, Kerosin, Diesel und feste Wachse umwandeln. Bei den eingesetzten Gasen handelt es sich größtenteils um sogenannte Überschussgase – also Gase, die beispielsweise während der Erdölförderung entstehen und abgefackelt werden. Dabei gehen zum einen gigantische Mengen ungenutzter Energie verloren und zum anderen entsteht eine hohe Belastung für die Umwelt. In anderen Bereichen, wie Biogas-, Klärgas-, und Deponiegasanlagen, wird das Überschussgas heute zur Stromerzeugung verwendet. Die Idee von INERATEC ist, fossile Gase, erneuerbare Gase und Industriegase so aufzuwerten, dass sie stofflich weiterverwertet werden können. Zukünftig kann auch Wasserstoff aus regenerativen Quellen wie Wind- und Sonnenenergie und CO2 aus Abgasen über die identischen Verfahrensschritte in synthetische Kohlenwasserstoffe umgewandelt werden. Dies stellt einen bisher fehlenden Baustein für die Energiewende dar. Denn zukünftig könnte überschüssige erneuerbare Elektrizität, z.B. aus Wind- oder Solarstrom, in speicherfähige und hochwertige Produkte umgewandelt werden.
Die Gas-to-Liquid-Anlagen von INERATEC wandeln Gase über eine kompakte Fischer-Tropsch Synthese in synthetische Kraftstoffe wie Benzin, Diesel oder Kerosin sowie hochwertige Wachse um. Die erzeugten Kraftstoffe sind schwefelfrei und zeichnen sich über ihre hervorragenden Verbrennungseigenschaften aus (high-performance fuels).
Der kompakteste chemische Reaktor der Welt
Das Team hinter INERATEC besteht aus vier Gründern. Zwei von ihnen, Tim Böltken und Paolo Piermartini, sind promovierte Chemieingenieure. Sie entwickelten während ihrer Promotion am Karlsruher Institut für Technologie gemeinsam mit ihrem Betreuer und Doktorvater, Prof. Peter Pfeifer, die Reaktortechnologie, die INERATEC nutzt. Nach der Promotion fanden Tim Böltken und Paolo Piermartini zunächst Beschäftigungen in der Chemieindustrie. Dort lernte Tim Böltken den Wirtschaftsingenieur Philipp Engelkamp kennen.
In ihren gemeinsamen Gesprächen wurde ihnen 2014 bewusst, wie groß das bisher ungenutzte Potenzial ihrer innovativen Technologie tatsächlich war und so keimte die Idee, sich damit selbstständig zu machen. Sie fühlten sich in ihren bisherigen Aufgabenbereichen zwar gut aufgehoben, wollten mit der Gründung jedoch etwas Eigenes erschaffen. Über diese Entscheidung freuten sich vor allem die Väter der Gründer, die auch Unternehmer sind.
Das Alleinstellungsmerkmal von INERATEC ist die Kompaktheit der Technologie. Die chemische Reaktortechnologie von INERATEC ist so kompakt, dass das gesamte chemische Verfahren in einem Standardcontainer abgebildet werden kann. Dadurch ergeben sich völlig neue Einsatzgebiete dieser dezentralen Technologie.
Zu Beginn wurde das Team vom Förderprogramm „Junge Innovatoren in Baden-Württemberg“ unterstützt. Diese Unterstützung nutzten sie, um den Markt eingehender zu analysieren und Kontakt zu möglichen Kunden herzustellen. Seit 2016 werden sie durch das EXIST-Forschungstransfer Programm gefördert, das dazu dient, Produkte zur Marktreife zu bringen. Genau dieses Ziel verfolgen die Gründer mit dem Aufbau der ersten Pilotanlage, die sie gemeinsam mit Industriepartnern realisieren. Wenn diese die Demonstrationsphase erfolgreich abgeschlossen hat, kann INERATEC die Serienproduktion starten.
Vorreiter einer nichtfossilen Kohlenwasserstoff-Wirtschaft
Nach der Demonstrationsphase plant INERATEC, Anlagen im Baukastensystem zu entwickeln, die je einfach an verschiedene Anwendung und Kapazitätsanforderungen angepasst werden können. Ziel des Teams ist es, ihre Unternehmen global als Technologieführer im Bereich kompakter chemischer Reaktoren zu positionieren und so die Nutzung dezentraler chemischer Prozesse zu ermöglichen und zu helfen, eine nichtfossilen Kohlenwasserstoffindustrie zu etablieren.